«Berge sind meine Leidenschaft: ich kenne sie buchstäblich in- und auswendig!»

Bauingenieur Gérard SEINGRE empfindet eine so grosse Leidenschaft für die Schweizer und französischen Alpen, dass er fast jede Arbeitsstunde und einen grossen Teil seiner Freizeit dort verbringt. Im Porträt berichtet er über spannende Mandate und verrät sein Rezept, um immer weiterzukommen.

Gérard Seingre, vervollständigen Sie den Satz “Ohne… hätte ich es nicht bis hierher geschafft”.

(lacht): Meinem Mentor François Vuilleumier, dem ehemaligen Leiter des Bereichs Infrastruktur bei BG Ingenieure und Berater, der noch immer als Experte tätig ist, verdanke ich viel. Er hatte immer Vertrauen in mich, übertrug mir schon früh echte Verantwortung und drängte mich, neue Herausforderungen anzunehmen. Ihm ist es auch zu verdanken, dass ich mich auf internationaler Ebene weiterentwickelt und eine Lehrtätigkeit an der ETH Lausanne (EPFL) aufgenommen habe.

Erzählen Sie uns von Ihren ersten beruflichen Erfahrungen.

Nach meiner Matura am Collège de St-Maurice im Kanton Wallis studierte ich Bauingenieurwesen an der EPFL. Mein Diplombetreuer war Pierre Kohler (CEO von BG zwischen 2015 und 2018). Ich arbeitete zwei Jahre lang als Assistent von Prof. François Descoeudres an der EPFL. 1992 kam ich zu BG und begann 1994 mit der Arbeit am Lötschbergtunnel. Im Jahr 1999, ebenfalls für BG, hatte ich das Glück, im der Arbeitsgemeinschaft IGWS Bauleiter des Lötschberg-Basistunnels zu werden. Dort sammelte ich meine ersten Erfahrungen mit unterirdischen Tunneln in sehr grosser Tiefe (1500 bis 2000 m). Wegen des Sitzes in Brig war ich lange Zeit “der östlichste Angestellte von ganz BG” (lacht). Dort blieb ich bis 2005.

Und wie haben Sie Ihre Karriere fortgesetzt?

2006 wurde ich Leiter der technischen Dienste der Stadt Martigny. 2008 nahm mit dem Start der Stollenarbeiten meine Tätigkeit für das Pumpspeicherkraftwerk Nant de Drance im Unterwallis auf. Nach zehn Jahren, zuerst als Bauleiter, dann als Baudirektor und schliesslich als Mitglied der Geschäftsleitung der Nant de Drance SA, schlug mir BG vor, am Eisenbahnprojekt Lyon-Turin mitzuwirken, genauer gesagt am Bau des 57,5 km langen Mont-Cenis-Basistunnels.

Sie sind auch Lehrbeauftragter an der EPFL.

Ja, aus meiner Zeit als Assistent an der EPFL verfügte über Kenntnisse im Unterrichten. Als die beiden Professoren, die für den Untertagebau zuständig waren, in den Ruhestand gingen, übernahm ich interimistisch den Lehrposten, um keine Lücken entstehen zu lassen und den Nachwuchs zu sichern. Meine Berufserfahrung “am Berg” ermöglichte es mir, ein gewisses Know-how weiterzugeben, vor allem in Bezug auf lange Tunnel in grosser Tiefe.

Welchen Rat würden Sie jungen Menschen geben, die heute einen ähnlichen Weg einschlagen möchten?

Die Komfortzone zu verlassen und jede sich bietende Gelegenheit zu nutzen, auch wenn man dafür ein bestimmtes “Opfer” bringen muss. Der Posten in Brig zum Beispiel war anfangs keine sehr attraktive Option. Neben der Berufserfahrung hat mir diese Zeit jedoch ermöglicht, Deutsch zu lernen – und das ist eines der besten Dinge, die ich je gemacht habe!!! Ich habe mich persönlich engagiert, viele Managementkurse besucht und Englisch gelernt – all das hat mir für die Zukunft geholfen.

Womit verbringen Sie Ihre Freizeit?

Ich bin nie weit von den Bergen entfernt (lacht)! Während der Woche bin ich damit beschäftigt, das Innere der Alpen zu erforschen. Am Wochenende erkunde ich dafür gerne die Gipfel. Im Sommer zu Fuss mit meiner Frau und im Winter mit unseren drei Jungs auf Skitouren. Ich habe einige 4000er gemacht und wandere sowohl im Sommer als auch im Winter in grossen Höhen.

Meine zweite Leidenschaft ist … die Fasnacht! Er ist eine uralte Tradition in unserer Region und ich nehme jedes Jahr in Monthey daran teil – nächstes Jahr, 2023, feiern wir die 150. Ausgabe! Konkret heisst das, dass die Stadt ein paar Tage vor Aschermittwoch nur noch aus Masken, Wagen, Guggenmusiken und lustigen Veranstaltungen besteht. Danach folgt eine 40-tägige Alkoholfastenzeit bis Ostern!

Was schätzen Sie besonders an BG?

BG ist ein sehr guter Arbeitgeber, der meiner Berufserfahrung immer viel Wertschätzung entgegengebracht hat. Ich habe das Glück, in einem sehr spezifischen Bereich und auf Referenzbaustellen zu arbeiten und dabei sehr interessante Positionen zu besetzen. Ich habe meinerseits immer versucht, die Teamarbeit in den Vordergrund zu stellen, Kolleg*innen zu unterstützen und junge Menschen zu fördern. Ich bin davon überzeugt, dass man gerade jungen Männern und Frauen möglichst viele Karten in die Hand geben muss, damit sie sich für diesen Beruf entscheiden und dafür sorgen, dass weiterhin Tunnels gebaut werden.