«Ich versuche, den Unterricht zu einer Brücke zwischen der Akademie und der Industrie zu machen.»
Die Bedeutung, die BG der akademischen Ausbildung beimisst, ist unbestritten. Heute stellen wir diejenigen vor, die ihre Zeit zwischen BG und dem Unterrichten aufteilen. Dies ist der Fall von Azad Koliji, der seit über zehn Jahren an verschiedenen Institutionen unterrichtet, unter anderem an der EPFL. Hier ist sein Porträt :
Kannst du uns etwas über deinen Werdegang erzählen?
Ich habe einen Bachelor und einen Master in Geotechnik an der Universität Teheran im Iran abgeschlossen. Im Jahr 2003 kam ich in die Schweiz, um am Labor für Bodenmechanik der EPFL meine Doktorarbeit zu schreiben. Sie wurde damals als beste europäische Dissertation in Geomechanik ausgezeichnet und als eine der besten Dissertationen aller Fachbereiche der EPFL. Anschliessend ging ich für ein Postdoc-Jahr an die Universität in Stanford, bevor ich in die Schweiz zurückkehrte, um meine berufliche Laufbahn zu starten. Im Jahr 2018 stiess ich als Gruppenleiter Untertagbau zu BG in Lausanne.
Wo unterrichtest du?
Seit 2006 doziere ich Geomechanik im Masterstudiengang Bauingenieurwesen an der EPFL. Von 2012 bis 2017 war ich an der EPFL Mitglied der Lehrkommission im Bereich Bauingenieurwesen. Ausserdem halte ich zusammen mit zwei Arbeitskollegen von BG an der École des Mines de Nancy zwei Vorlesungsreihen über die Verstärkung von Böschungen und Erddämmen. Gelegentlich habe ich auch Kurse für den Verein Geotechnik Schweiz und die Doktorandenschule der EPFL gegeben.
Woher stammt dein Interesse am Unterrichten?
Ich habe schon immer gerne unterrichtet. Sogar als ich im Bachelorstudium war, habe ich Studierenden bei Bedarf Privatunterricht gegeben. Meine Mutter war Lehrerin. Vielleicht ist das der Grund dafür, dass ich mein Wissen gerne weitergebe. Nach meiner Dissertation habe ich zudem eine Plattform für den Austausch von Informationen über Geotechnik (geotechdata.info) aufgebaut, die inzwischen viele Zugriffe verzeichnet.
Welchen Mehrwert bringt BG die Teilnahme an der Lehre?
Ich versuche, den Unterricht zu einer Brücke zwischen der Akademie und der Industrie zu machen. Zu diesem Zweck stelle ich durch den Unterricht Projekte vor, insbesondere BG-Projekte wie das von Nant de Drance. Darüber hinaus organisiere ich jedes Jahr eine Besichtigung der Baustelle des Tunnels Les Evouettes. Dessen Bauarbeiten sind derzeit geotechnisch sehr interessant. Für gewöhnlich schätzen die Studierenden solche Besichtigungen sehr, denn so können sie die Theorie besser verstehen. Neben dieser edukativen Seite ist es auch eine gute Gelegenheit, BG zu mehr Sichtbarkeit zu verhelfen. Derzeit habe ich in meinem Team vier Mitarbeitende, die früher bei mir studiert haben.
Abgesehen von der Lehre, welche Art von Zusammenarbeit könnte noch interessant sein?
Interessant wäre es, Forschungsprojekte gemeinsam mit Universitäten und Forschungsinstituten zu definieren. Im Bauingenieurwesen ist die Kluft zwischen Industrie und akademischer Welt im Vergleich zu anderen Bereichen relativ gross. Dem möchte ich gerne entgegenwirken. Beispielsweise haben wir zusammen mit dem Labor für Bodenmechanik der EPFL ein Innovationsprojekt zu energetischen Geostrukturen durchgeführt. Dabei ging es um die Nutzung unterirdischer Bauwerke für die Gewinnung geothermischer Energie. Am Projekt CEVA war BG aktiv beteiligt. Diese Gelegenheit haben wir genutzt und zusammen mit der EPFL ein Projekt definiert, um Feldversuche und digitale Modellierungen durchzuführen. Tatsächlich ist dies ein Projekt, das über unsere Standard-Ingenieurleistungen hinausgeht, aber es kann uns zu anderen Projekten dieser Art und sogar zu anderen Märkten die Türen öffnen. Um einen Mehrwert zu generieren, erscheint es mir daher wichtig, Forschungsschwerpunkte zu identifizieren, die mit Fragestellungen aus der Praxis zusammenhängen.
Hast du dich speziell weitergebildet, um zu unterrichten?
Nein, ich habe keine spezielle Weiterbildung absolviert. Meiner Meinung nach gibt es zwei Aspekte, um einen guten Unterricht zu gewährleisten: einerseits das Fachwissen, also eine sichere Beherrschung des Themas, das man vermitteln möchte, und andererseits die benötigten Soft Skills. Es geht nicht nur darum, sein Wissen zu teilen, sondern auch darum, sich in die Lage der Studierenden zu versetzen, um das Thema aus ihrer Perspektive betrachten zu können. Ich bitte die Studierenden daher regelmässig um Feedback. Das ist sehr wichtig, damit ich mich selbst immer weiterentwickle und damit die Botschaften und die Begeisterung bei den Studierenden ankommen.