Innovation Spaces: so fördert man Kreativität im Unternehmen

Digitalisierung, Bevölkerungsalterung, Energiewende, Städteentwicklung: Die grossen gesellschaftlichen Trends haben direkte Auswirkungen auf unseren Arbeitsalltag. Innovation ist eine Triebkraft, die uns im Hinblick auf diese Entwicklungen helfen soll, uns für die Zukunft zu rüsten und uns zu positionieren. Es gibt inkrementelle, aber auch disruptive Innovationen – Veränderungen, die unsere Gewohnheiten und unsere beruflichen Arbeitsweisen grundlegend auf den Kopf stellen. Innovation wird naturgemäss durch den Kontakt mit anderen bereichert. Deshalb experimentiert BG derzeit mit mehreren Open-Innovation-Initiativen und mit der Schaffung von Innovation Spaces. Anne-Claire Pliska, Direktorin strategische Planung und Innovation, vermittelt uns einen Überblick über die aktuellen Projekte.

Wir schaffen ein geeignetes Umfeld für die Entwicklung neuer Produkte und Dienstleistungen im Ingenieurwesen.

Anne-Claire PliskaDirectrice de la Planification stratégique et de l'Innovation - BG Ingénieurs Conseils

Anne-Claire Pliska, disruptive Innovation stellt alles auf den Kopf. Wie fördert man diesen kreativen und – hoffentlich – kontinuierlichen Verbesserungsprozess, der unsere Gewohnheiten aufrüttelt?
A.-C.P. – Wer disruptive Innovationen anstossen will, muss häufig seinen Horizont erweitern, um andere Organisationen miteinzubeziehen, und bereichsübergrei-fendes Arbeiten fördern. Eine Annäherung an Start-ups oder Forschungseinrichtungen ist ein klassisches Beispiel für Rahmen-bedingungen, die zu disruptiven Innovationen innerhalb eines Unternehmens führen können. Doch die Schaffung von Innovation Spaces geht noch weiter: Sie kann auch die Zusammenarbeit mit Unternehmen aus anderen Branchen umfassen. So gab es in den letzten Jahren immer wieder unerwartete Partnerschaften – etwa zwischen Kranken-kassen und Logistik-Unternehmen oder zwischen Autohändlern und Versicherungen (Car-Dossier).

Weshalb hat die gemeinschaftliche Inno-vation in den letzten Jahren einen solchen Boom erlebt?
A.-C.P. – Das ist eine gute Frage. Die Digitalisierung ganzer Branchen führt dazu, dass plötzlich Daten verfügbar sind, die leicht miteinander kombiniert werden können. Man spricht in diesem Zusammenhang auch von Datenfusion. Dadurch wird der Daten-austausch erleichtert und die Daten stellen eine Art flüssiges Medium dar, das die einzelnen Branchen miteinander verbindet. Die Nutzung dieser Daten kann sodann zur Entwicklung neuer Anwendungen und Geschäftsmodelle ausserhalb der eigentlichen Herkunftsbranche führen. Nehmen wir das Beispiel von Automobilbranche und Versicherungen: Wenn jemand bei AXA versichert ist und sich bereit erklärt, einen Crash-Recorder in sein Auto einzubauen, zahlt er weniger für seine Versicherung. Dasselbe gilt für Personen, die einen Schrittzähler tragen: Ihnen kann ein Teil ihrer Kranken-kassenprämien rückerstattet werden.

Wie fördert BG Open Innovation und öffnet sich insbesondere gegenüber der Start-up-Szene?
A.-C.P. – Wir arbeiten vermehrt konkret mit Start-ups zusammen, indem wir entweder ihre Dienstleistungen testen (z. B. mit Urbio, das eine Software für Energieplanung entwickelt), oder uns ihnen im Rahmen eines Innovations-projektes annähern (z. B. mit TreaTech). Um uns noch eingehender mit dem Thema zu befassen und unseren Bekanntheitsgrad unter den Start-ups zu erhöhen, haben wir ausserdem gemeinsam mit der UBS einen Start-up-Challenge ins Leben gerufen.

Können Sie uns mehr darüber verraten, wie dieser Challenge entstanden ist?
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A.-C.P – Der Boost My Startup Challenge stützt sich auf eine gemeinsame Vision von UBS und BG Ingenieure und Berater: Innovation soll das Kernstück unserer Wirtschaft werden und Lösungen für Umwelt- und Gesellschafts-problematiken entwickeln, die sich auf Ingenieur- und Bauwesen, Immobilien, Energie, Logistik und Verkehr auswirken. Wir sind überzeugt, dass kein Akteur die heutigen Herausforderungen alleine bewältigen kann. Deshalb haben wir beschlossen, auf kollektive Intelligenz und den Aufbau von Partnerschaften zwischen Organisationen mit unterschiedlichen Entwicklungsgeschichten und Erfahrungen zu setzen.

Mit diesem Challenge schaffen wir ein geeignetes Umfeld für die Entwicklung neuer Produkte und Dienstleistungen im Ingenieurwesen. Wir stellen unser Know-how in Technik und Finanzen und unsere Kunden- und Investorennetzwerke einem oder mehreren Start-ups zur Verfügung. Im Gegenzug steuern diese ihre Fähigkeiten im Umgang mit digitalen Dienstleistungen bei. Damit es gelingt, innovative Produkte erfolgreich auf den Markt zu bringen, ist ein förderliches Umfeld unerlässlich. Wir sind überzeugt davon, dass die Zusammenarbeit zwischen unseren beiden Unternehmen und den Start-ups eine nachhaltige Entwicklung von Ansätzen ermöglichen wird, mit denen die gesellschaftlichen und ökologischen Herausforderungen der nächsten Jahrzehnte gemeistert werden können.

Für diese Art von Produkten müssen Daten gesammelt und übermittelt werden. Die entsprechenden Geschäftsmodelle funktionie-ren jedoch nur dann, wenn die Firmen der betroffenen Branchen eng zusammenarbeiten.