Urbanisierung: ein wirtschaftliches und gesellschaftliches Thema, eine Klima-Chance

Jede Woche wächst die Bevölkerung der Städte weltweit um 1,5 Millionen Menschen. Doch während die Verstädterung die Entwicklung von Infrastrukturen erzwingt, wird sie, da 70% der Kohlenstoffemissionen in Städten entstehen, auch zu einer Chance im Kampf gegen die globale Erwärmung. Vorausgesetzt, wir überarbeiten unsere Planungsmodelle.

Beginnen wir mit ein paar Zahlen: Laut World Urbanisation Prospects leben 55,3% der Weltbevölkerung in städtischen Gebieten und verursachen 70% der Kohlenstoffemissionen. Im Jahr 2030 werden sich 60% der Weltbevölkerung in städtischen Gebieten konzentrieren, und jeder dritte Mensch wird in Städten mit mindestens einer halben Million Einwohnern leben, d.h. in Städten wie Paris, Lyon, Marseille, Lissabon, Turin und Algier. Im Jahr 2050 werden mehr als zwei Drittel der Bevölkerung in städtischen Zentren leben.

Demografische und wirtschaftliche Entwicklung als Kern dieses Trends

Dieser Trend lässt sich vor allem durch zwei Faktoren erklären: zum einen durch das Bevölkerungswachstum in der Grössenordnung von 1% (mit abnehmender Tendenz), das sich automatisch auf die Entwicklung der städtischen Bevölkerung auswirkt, und zum anderen durch die wirtschaftliche Entwicklung, die je nach Region unterschiedlich weit fortgeschritten ist.

Städte sind Motoren der Weltwirtschaft. Laut dem «New climate economy report», werden sie im Jahr 2015 85% des weltweiten BIP erwirtschaften. Urbane Zentren sind dank ihrer Dichte und Skaleneffekte produktiver, weil sie Unternehmen und Talente anziehen und die Zirkulation von Wissen und Ideen erleichtern. Die Urbanisierung ist also ein Mittel zur Bereicherung der Staaten. Investitionen in die Entwicklung von Städten bringen «Dividenden» in Form von Arbeitsplatzschaffung, erhöhter Produktivität, reduzierten Infrastrukturkosten und Umweltauswirkungen.

Stadtplanung und ökologische Herausforderung

Diese Zahlen sind, wie alle grossen Zahlen, schwer zu fassen und zu interpretieren. Aber egal: Sie zeigen, dass die Bedeutung der Metropolen ihnen einen zentralen Platz im Kampf gegen die globale Erwärmung einräumt. Als Träger konkreter Lösungen können Städte die Ambitionen und Ergebnisse der Unterzeichnerstaaten der Pariser Klima-konferenz und die Umsetzung der Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung der UN steigern.

Am Rande der COP21 unterzeichneten mehrere hundert kommunale Mandatsträger aus der ganzen Welt die Erklärung vom Pariser Rathaus, in der sie sich verpflichten, bis 2050 zu 100% erneuerbaren Energien überzugehen und die Kohlenstoffemissionen der Städte um 80% zu reduzieren.

In vielen Städten gibt es heute zahlreiche Initiativen, die schneller sind und oft über die nationale Politik hinausgehen, weil es einfacher ist, Akteure auf lokaler Ebene zu mobilisieren als breit angelegte Aktionspläne aufzustellen.

Umdenken bei der Stadtplanung, um die globale Erwärmung zu reduzieren

BG unterstützt Städte dabei, die Herausforderungen der Urbanisierung und des Klimawandels zu meistern. Die Notwendigkeit von Anpassung und Resilienz erfordert politisches Engagement, Verhaltensänderungen und Bürgerbeteiligung. Man braucht auch Denkansätze von den Ingenieuren, die geeignet sein müssen, die Stadt und ihre Infrastrukturen im Dienste ihrer Bewohner ganzheitlich zu erfassen.

Diese ganzheitliche Darstellung der Stadt basiert auf starken Kompetenzen in den Bereichen Infrastruktur, Mobilität, Gebäude, Umweltmanagement, einschliesslich Wasseraufbereitung, und der erzeugten und verbrauchten Energie. Sie stützt sich auch auf die zunehmende Nutzung von Daten im Infrastrukturmanagement, die durch das Aufkommen digitaler Technologien, einem weiteren wichtigen Trend dieses Jahrhunderts, erleichtert wird.

BG hat für diesen integrativen Ansatz eine Methodik entwickelt, die Smart City genannt wird und bereits in mehreren Städten in Frankreich und der Schweiz erprobt werden konnte. Dabei wurden auch partizipative Ansätze einbezogen, die den Bürgern eine grössere Rolle in den Prozessen geben, die Ideen und Lösungen generieren. Die Gruppe unterstützt Gemeinden beim digitalen und klimatischen Wandel, indem sie, versucht bestehende Dienste zu nutzen und neue zu entwickeln, um den Verbrauch von Energieressourcen zu begrenzen und gleichzeitig den Bewohnern ein angenehmes Lebensumfeld zu garantieren und ihnen zusätzliche Dienstleistungen anzubieten.

Diese integrativen Ansätze ergänzen auch eine Vielzahl von Einzelprojekten, die ebenfalls zu unserem Kerngeschäft gehören, wie der Bau von Wärmenetzen, die Installation von dezentralen erneuerbaren Energieerzeugungsanlagen und Wasserstoffspeichern, der Einsatz von Mobilitäts- oder Wasserwirtschaftskonzepten oder Projekte zur Verbesserung der Energieeffizienz, z. B. in Kläranlagen. Alle diese Projekte haben ihre Bedeutung beim Kampf gegen die globale Erwärmung.

Abschliessend das Beste beider Welten

Die Urbanisierung, die wir erleben, bedeutet, dass wir unsere Lebensweise und damit auch die Art und Weise, wie wir die städtische Infrastruktur planen und verwalten, neu überdenken müssen, um Skaleneffekte zu nutzen. Dieser Paradigmenwechsel stellt die globale Erwärmung und ihre unvermeidlichen Auswirkungen in den Mittelpunkt der Projekte, die wir für unsere Kunden durchführen. BG antizipiert die grossen Trends in unserer Gesellschaft und passt sich so an: Indem wir die Konfrontation von bewährten Methoden und digitalen Technologien wagen, bieten wir das Beste aus beiden Welten, um den Herausforderungen der Urbanisierung und des Klimaschutzes zu begegnen.

Anne-Claire Pliska
Direktorin Strategische Planung und Innovation der BG-Gruppe

Zwei Schlüsseldaten

2015 bleibt ein entscheidendes Jahr im Kampf gegen die globale Erwärmung:

  • Im September werden die «Sustainable Development Goals» von den Mitgliedsstaaten der UN unterzeichnet und verbinden erstmals Massnahmen gegen Armut und Klimawandel.
  • Im Dezember markiert das Pariser Abkommen einen Wendepunkt im Kampf gegen die globale Erwärmung, da es alle Länder der Welt durch verbindliche Ziele dazu verpflichtet, ihre Treibhausgasemissionen zu reduzieren und die Erwärmung bis 2100 unter 2°C zu halten.
BILDER: ©Vu & Jacek Dylag
(Artikel aus dem BG Magazine 2021, aktualisierte Version auf der Website)