EPFL-Preis 2021: Ingenieure engagieren sich für nachhaltige Entwicklung

Wie jedes Jahr zeichnet die BG-Gruppe die Masterarbeiten der Studierenden der Eidgenössischen Technischen Hochschule Lausanne (EPFL) mit zwei Preisen aus – „Bau und nachhaltige Entwicklung“ sowie „System und Nachhaltigkeit“ – und unterstützt damit die innovativen Ideen junger Ingenieure und vielversprechender Architekten.

Der BG-Preis „Bau und nachhaltige Entwicklung“ ging dieses Jahr an Maxence Grangeot für seine ausge-zeichnete Masterarbeit, die Erfinder-geist und Nachhaltigkeit miteinander verbindet. Sein Projekt ermöglicht die Konstruktion von Gebäuden im Wallis aus den Rohrleitungen einer stillgeleg-ten Erdölraffinerie, die derzeit in der Region abgebaut wird.

„Das Ziel ist, Materialien, die heute nur bedingt recycelt werden, ein neues Leben zu schenken, und bestehende Ressourcen zu verwerten, um ihre wiederholte Verwendung auf lokaler Ebene zu ermöglichen, sogar als Tragkonstruktionen für Gebäude. Dadurch erzielen wir zwei Wirkungen: Einerseits können so die Treibhausgasemissionen im Bauwesen drastisch reduziert werden, und an-dererseits werden die Ressourcen unserer Erde weniger schnell auf-gebraucht, weil bestehende Bauwerke als Materialquelle genutzt werden“, erklärt Maxence Grangeot. Angesichts dieser Herausforderung hat er eine ganzheitliche Methode entwickelt, um sich zunächst einen Überblick über die verfügbaren Ressourcen zu verschaffen, und zwar unter Zu-hilfenahme von Hilfsmitteln wie Drohnen für die Anfertigung von Messbildern, einer automatisierten Bearbeitung von Punktwolken für die geometrische Beschreibung der zu verwertenden Materialien und einer Gebäudegestaltung, welche die De-montage bereits mitberücksichtigt, damit die Elemente in Zukunft leichter ab- und anderswo wieder aufgebaut werden können. Mit anderen Worten: Das Projekt umfasst die vollständige Umsetzung eines Ansatzes, bei dem alles wiederverwertet wird – eine Art Kreislaufwirtschaft im Bauwesen.

Der Preis „System und Nachhaltigkeit“ ging an David Notzon für seine Arbeit rund um die Konzeption und thermi-sche Simulation eines Solarofens, der sich insbesondere an ländliche Bevölkerungsgruppen richtet, die nicht ans Stromnetz angeschlossen sind. „Ein Solarofen, der aus günstigen und lokal verfügbaren Materialien angefer-tigt wird, ist eine einfache und wirksa-me Lösung für den Brennstoffmangel, mit dem die Familien in Uganda bei der Zubereitung ihrer Mahlzeiten im Alltag konfrontiert sind“, erklärt David Notzon. In den meisten europäischen Ländern ist die Stromversorgung prak-tisch flächendeckend gesichert, doch in zahlreichen Entwicklungsländern ist dies nicht der Fall. In Uganda, wo der Solarofen als Pilotprojekt getestet wird, haben 41 % der Bevölkerung keinen Zugang zu Stromversorgung. In den ländlichen Regionen sind es sogar noch mehr, und die Mahlzeiten werden meist mithilfe von Brennstoffen aus Biomasse (z. B. Holz) gekocht. Dies führt zu Umweltproblemen (Abholzen der Wälder) und zu gesellschaftlichen Herausforderungen (hohe Kosten für Holz in Uganda, soziale Unsicherheit). Dies zeigt sich unter anderem in der Nähe von Bidi Bidi, dem zweitgrössten Flüchtlingslager der Welt. Die Verbrei-tung von Solaröfen in den ländlichen Gebieten könnte somit als Alternative dienen und ein gerechteres und um-weltfreundlicheres Mittel für die Zubereitung der Mahlzeiten bieten. Die nächste Etappe besteht nun darin, das Projekt bekannt zu machen und Partnerschaften mit NGOs aufzu-bauen.

Photo : Maxence Grangeot