Aushub verwerten statt entsorgen

Bei grossen Baustellen mit unterirdischen Bohrungen und Grabungen gilt es heute, den dabei entstehenden Aushub nicht mehr als Abfall, sondern als natürliche Ressource zu betrachten. Wenn Aushubmaterial geschickt gemanagt wird, kann es entweder für dieselben Bauvorhaben, in denen es anfällt, oder für andere Projekte eingesetzt werden. Sei es auf Grossbaustellen wie dem Lötschberg-Basistunnel oder der aktuellen Baustelle für den Lyon-Turin-Basistunnel, oder bei kleineren Projekten wie dem Sicherheitsstollen von Siaix in der Savoie: BG unterstützt seine Kunden bei der optimierten Nutzung der Materialien, die beim Aushub von Untertagebauwerken entstehen, und zwar schon bei der Planung und der vertraglichen Festlegung.

Ob Metrolinien oder Tunnelbau: Die Grossbaustellen im Untertagebau stehen im Zentrum der Städtebauprojekte und des Ausbaus der Verkehrsnetze. Oberirdisch haben sie zwar relativ geringe Auswirkungen, doch durch die Ausbrucharbeiten fällt viel Aushub an. Die Menge dieses Aushubmaterials ist so gross, dass die Endlagerung, wie sie früher allgemein praktiziert wurde, heute keine geeignete Lösung mehr darstellt.

Ausgehend von den Umweltvorschrif ten auf nationaler und europäischer Ebene gilt es nun, den Aushub aus Untertagebauwerken so weit wie möglich zu verwerten. Die BG-Gruppe hat für zahl reiche Projekte ent sprechende Lösungen ausgearbeitet und ist inzwischen zur Expertin im Umgang mit diesem Material und der Gewährleistung seiner Verwertungsfähigkeit geworden.

Unterschiedliche Verwendungszwecke

„Nicht alles Material aus dem Untergrund kann verwertet werden“, erläutert Nathalie Monin, Leiterin der Abteilung Infrastruktur Grossprojekte Frankreich innerhalb des Bereichs Infrastruktur und Verkehr. Die promovierte Geologin und ihr Team bemühen sich, für den Aushub möglichst eine zweite Verwendung zu finden. „Wir versuchen, das Aushub- und Ausbruchmaterial optimal zu nutzen, indem wir es als mineralische Ressource betrachten und es in Stoffe umwandeln, die wir innerhalb desselben Vorhabens oder in anderen Projekten verwerten können.“ Diese Verwertung hängt von den physikalisch-chemischen Eigenschaften des Aushubs ab. Er kann als Auffüllmaterial verwendet oder zu Zuschlag für Beton verarbeitet werden, der wiederum für die Tunnelverkleidung eingesetzt wird. „Anstatt in Steinbrüchen Material abzubauen, versuchen wir, den anfallenden Aushub vor Ort zu verwenden.“ So werden die negativen Auswirkungen des Transports und der Lagerung reduziert. Je nach wirtschaftlicher Nutzung der Region, in der sich die Baustelle befindet, können auch andere Verwertungsmöglichkeiten wie das Auffüllen von Kiesgruben oder Geländegestaltungsmassnahmen in Betracht gezogen werden.

Finanzielles Interesse und Akzeptanz

BG steht seinen Kunden beratend zur Seite, damit diese ihr Aushub- und Ausbruchmaterial verwerten können. Denn eine geeignete Nutzung hängt nicht nur von den Eigenschaften des jeweiligen Materials ab, die seine Verwendung bestimmen, sondern auch von der sorgfältigen Planung der Bauarbeiten, damit die Materialproduktion und der Materialbedarf der Projekte, für die der Aushub eingesetzt werden kann, und somit die Logistikflüsse aufeinander abgestimmt werden können. BG betreut die Kunden zudem hinsichtlich der Erarbeitung von vertraglichen Bestimmungen, die Anreize für eine Nutzung des Aushubs schaffen. Solche Mechanismen sind unabdingbar, um eine geeignete Verwendung des Materials auf der Baustelle sicherzustellen. Im Rahmen des Lyon-Turin-Basistunnels sollen beispielsweise 40 bis 50 % des Aushub- und Ausbruchmaterials innerhalb desselben Bauvorhabens verwertet werden: ein Viertel als Zuschlag für Beton und der Rest für Aufschüttungen im Rahmen der oberirdischen Anlagen. In einer Bergregion ohne Steinbruch oder Zementwerk in der Nähe können so die Materialtransporte deutlich reduziert werden, was auch die CO²-Bilanz stark verbessert.

Um eine Nutzung des Aushubs möglichst weitgehend sicherzustellen, ist es sinnvoll, die verschiedenen Verwendungsmöglichkeiten frühzeitig zu analysieren, insbesondere, um die Aushubplanung auf den Bedarf an wiederverwerteten Materialien abzustimmen. „Erfolgt diese Planung nicht, sind die Umweltauswirkungen der Baustelle bedeutend grösser, insbesondere im Hinblick auf die Transporte. Häufig wird dann die Entsorgung bevorzugt, mit einer teuren Beseitigung und Ablagerung in einer mehr oder weniger natürlichen Umgebung. Dies stösst jedoch bei der lokalen Bevölkerung immer mehr auf Kritik“, beobachtet Nathalie Monin.

(Artikel aus dem BG Magazine 2022, aktualisierte Version auf der Website)