BG-Preise an der EPFL 2022 zeichnen Ziegelsteine aus recyceltem Plastik und eine energetische Sanierung aus

Die BG-Gruppe fördert den Nachwuchs in den Architektur- und Ingenieurwissenschaften, indem sie jedes Jahr zwei Absolventen der EPFL mit dem BG-Preis für Nachhaltige Entwicklung auszeichnet. Im Jahr 2022 wurden die Masterarbeiten von Selina Heiniger, Bauingenieurwesen, und Charlotte Jianoux, Architektur, ausgezeichnet.

 

BG gratuliert den beiden Preisträgerinnen herzlich und wünscht ihnen viel Erfolg auf ihrem beruflichen Weg!​​​​

Plastikmüll zu Bausteinen verarbeiten

 

Im Rahmen ihres Masterprojekts erarbeitete die Gewinnerin des BG-Preises für System und Nachhaltigkeit, die frisch diplomierte Bauingenieurin Selina Heiniger, eine Lösung, um einerseits die durch Plastikmüll verursachte Umweltverschmutzung und andererseits den energieintensiven Einsatz von Rohstoffen im Bauwesen zu reduzieren. Angesichts dieser doppelten Herausforderung stellte sie Ziegelsteine aus wiederverwendeten Materialien her, mit einer Mischung aus Polypropylen (PP), Polyvinylchlorid (PVC) und Polyethylen hoher Dichte (HDPE), Granulat aus Ziegelsteinabfällen und recyceltem Beton.

«Das Ziel meines Masterstudiums war es, ein neues Material zu finden», erklärt die junge Absolventin, «entweder mit nachhaltigeren Inhaltsstoffen oder mit einer nachhaltigeren Herstellung als die derzeit hergestellten Ziegelsteine.» Ihre Ziegelsteine haben eine besondere Form, da Selina Heiniger auch ein Stecksystem entwickelt hat, mit dem die Ziegel ohne Mörtel zusammengefügt werden können.

Obwohl es im aktuellen Prototyp-Stadium noch viele offene Fragen gibt, erwiesen sich die ersten Labortests ermutigend, insbesondere hinsichtlich der Widerstandsfähigkeit, die sogar höher ist als bei Standardziegelsteinen, und es wird von bedeutenden Vorteilen bezüglich Reduzierung des CO2-Fussabdrucks ausgegangen​​​​​​​

Energetische Sanierung einer Lausanner Villa aus dem 19. Jahrhundert

 

Charlotte Jianoux, frisch diplomierte Architektin und Gewinnerin des BG-Preises für Bauen und Nachhaltigkeit, analysierte die Beschattungs-, Belüftungs- und Kühlungstechniken, die über Jahrhunderte hinweg bei palladianischen Villen angewandt wurden. Der Begriff Palladio bezieht sich auf einen aus Venetien stammenden Architekturstil aus der Zeit der Renaissance, der im Europa des 19. und 20. Jahrhunderts insbesondere bei Landhäusern Anwendung fand.

In ihrem Masterprojekt – ein aktuelles Renovationsprojekt einer Villa in Lausanne aus dem 19. Jahrhundert – hat Charlotte Jianoux diese bioklimatischen Prinzipien mit Hilfe von CFD-Simulationstechnologien (computational fluid dynamics) für Wind- und Wärmesimulationen eingesetzt. Das Ergebnis: eine bessere natürliche Belüftung in der Villa Rovéréaz und eine Reduzierung nicht nur des Energieverbrauchs des Gebäudes, sondern auch der grauen Energie. Der Einsatz einer effizienten natürlichen Belüftung löst auch die bedeutenden Feuchtigkeitsprobleme des Gebäudes, die es seit seiner Errichtung im 19. Jahrhundert stark beeinträchtigt haben.

«Das Projekt zielt darauf ab, Gebäude passiv zu renovieren, um besser, länger und klimagerechter in ihnen zu leben», erklärt Charlotte Jianoux. Grundsätzlich geht die Masterarbeit auf die derzeit grösste Herausforderung im Bausektor ein, nämlich die sehr energieintensive Renovierung der bestehenden Bausubstanz. Bei der Renovierung wird der Schwerpunkt auf die Energieeffizienz und den Komfort der Bewohner gelegt, wobei passive Mittel bevorzugt werden und der Erhaltungswert des Gebäudes erhalten bleibt. Geoffrey Quintas Neves, Abteilungsleiter bei BG, ergänzt: «Besonders gefallen hat uns auch, dass die Simulationen als pädagogisches Element zum besseren Verständnis zwischen Architekten, Ingenieuren und Gebäudenutzer eingesetzt wurden.»