Der Lötschbergtunnel, ein Generationenbauwerk für die Mobilität

Der 2007 eröffnete Lötschberg-Basistunnel zwischen den Kantonen Bern und Wallis stärkt die Stellung der Bahn im alpenquerenden Güter- und Personenverkehr. Davon profitieren die lokale Bevölkerung, die Wirtschaft, die Umwelt und das Klima gleichermassen. Allerdings kann der Tunnel sein Potenzial erst ausschöpfen, wenn er durchgehend zweispurig ausgebaut ist. BG ist an der Planung wichtiger Infrastrukturen für die Vollendung des Grossprojekts beteiligt.

 

In den 1990er-Jahren beschloss die Schweiz den Bau von neuen Bahntunnels durch den Gotthard und den Lötschberg. Mit ihnen wollte man den zunehmenden Güterverkehr von der Strasse auf die Schiene verlagern, um die stark belasteten Regionen vor Lärm und Abgasen zu schützen. 2007 wurde der 34,6 Kilometer lange Lötschberg-Basistunnel (LBT) vom Berner Oberland ins Wallis in Betrieb genommen – aus Spargründen allerdings nur auf einem Drittel der Strecke zweispurig. 14 Kilometer der zweiten Tunnelröhre sind erst im Rohbau erstellt, 7 weitere Kilometer fehlen ganz. Trotz dieser Einschränkungen konnten die Transportkapazitäten auf der Lötschberg-Achse deutlich erhöht werden. Durch den alten Scheiteltunnel waren 2006 rund 22 Millionen Bruttotonnen Güter transportiert worden, 2017 waren es in beiden Tunneln insgesamt über 35 Millionen. Im gleichen Zeitraum steig die Zahl der Fahrgäste von 7600 auf 13 000 pro Tag.

Verantwortung für die Umwelt

Im Vergleich zum Basistunnel dauert die Zugfahrt über die alte Bergstrecke am Lötschberg rund eine Stunde länger und hat dazu wegen des steilen Streckenprofils einen deutlich höheren Energieverbrauch. Weil der unvollendete Basistunnel ausgelastet ist, müssen dennoch viele Güterzüge über die Bergstrecke geleitet werden. Auch ein Halbstundentakt der Personenzüge zwischen Spiez (BE) und Brig (VS) ist im Einspurbetrieb nicht möglich. 2019 hat das eidgenössische Parlament entschieden, in einem ersten Schritt die 14 Kilometer Tunnelrohbau fertigzustellen, nicht aber die noch fehlenden 7 Kilometer. Langfristig braucht es aber den Vollausbau, damit der Basistunnel seine Rolle im System eines umwelt- und klimaverträglichen Gütertransports zwischen Nordund Südeuropa erfüllen kann. Nur mit dem Vollausbau können die Transportkapazitäten maximal erhöht werden – bei den Personenzügen von heute 50 pro Tag auf 72 und bei den Güterzügen von 60 auf 192. Zudem hat ein Vollausbau in einem Schritt finanzielle und betriebliche Vorteile gegenüber einem etappierten Ausbau. Deshalb will das Parlament im Herbst 2023 seinen früheren Entscheid noch einmal hinterfragen und über einen Vollausbau des Basistunnels diskutieren.

Im Auftrag der Bahngesellschaft BLS erarbeitet eine Ingenieurgemeinschaft derzeit das Projekt für den bereits bewilligten Teilausbau. Auch der Vollausbau wird als Option berücksichtigt. BG ist an der Planung technischer Infrastrukturen beteiligt. «Ein zentrales Element ist das Tunnelleitsystem für die Datenkommunikation zwischen den Anlagen im Tunnel und der Leitstelle in Spiez», erklärt Projektleiter Thomas Lobsiger. «Wir planen auch die Evakuationsanlage und die Videoüberwachung, Funk- und Telefonanlagen. Die sind unverzichtbar, um bei einem Brand mit den Menschen im Tunnel zu kommunizieren und sie zu evakuieren.» Weiter ist BG zuständig für die Stromversorgung mit Mittelspannung sowie die Wasserversorgung (Löschwasser, Baustellenversorgung und -entsorgung sowie Heizung, Lüftung und Klima).

Herausforderung Komplexität

Thomas Lobsiger leitet auch den Bereich Querschnittsthemen Technik. Hier geht es darum, die übergreifenden Themen in die Planung zu integrieren – etwas das Nahtstellenmanagement, die ICT-Sicherheit, den Technologiewandel oder die Inbetriebsetzungstechnik. «Die grosse Herausforderung dieses Projekts ist die Komplexität», sagt der Abteilungsleiter Betriebsausrüstung und Sicherheit, der bis 2020 als Leiter Inbetriebnahme und Inbetriebsetzung beim Bau des Ceneri-Basistunnels im Einsatz war. Die lange Planungsdauer sei eine weitere Schwierigkeit. «Bei Personalwechseln darf kein Fachwissen verloren gehen. BG hat zum Glück viele Mitarbeitende mit Erfahrung in grossen Tunnelbauprojekten.»

 

(Artikel aus dem BG Magazin 2023)