Task Force GBT: Das Krisenmanagement für die Wiederherstellung der Kapazität des längsten Eisenbahntunnels der Welt

Am 10. August entgleiste ein Güterzug mit insgesamt 30 Waggons auf dem Weg von Italien nach Deutschland im Gotthard-Basistunnel (GBT) und beschädigte eine der beiden Röhren über eine Strecke von rund acht Kilometern. Der Betrieb des GBT musste daraufhin vollständig eingestellt werden, und die Schweizerischen Bundesbahnen (SBB) bewältigen die ausserordentliche Herausforderung mittels einer ereignisorientierten Arbeitsorganisation: die Task Force GBT. Drei Monate später ziehen wir Bilanz in einem Interview mit Thomas Senekowitsch, dem Leiter der Betriebszentrale Süd, Infrastruktur Betriebsführung bei SBB.

Worin besteht das Projekt “Task Force GBT”? Nach der Entgleisung in der Weströhre des Tunnels musste der Betrieb vollständig eingestellt werden. Die Aufgabe der Task Force GBT besteht darin, die Kapazitäten für Güter- und Personenzüge schrittweise wiederherzustellen, abhängig vom Fortschritt der laufenden Reparaturarbeiten und den Sicherheitsanforderungen, um sie auf ihre ursprünglichen Niveaus zurückzubringen.

Welche Herausforderungen stehen hinter dieser Eisenbahnstrecke? Mit ihren 57 Kilometern durch die Alpen schafft dieser Tunnel eine starke Verbindung zwischen Norditalien und Süddeutschland und erleichtert erheblich den Güter- und Personenverkehr in einem grossen Gebiet. Vor dem Vorfall gewährleistete diese Verbindung den Transport von Gütern mit einer Gesamtkapazität von 260 Güterzügen pro Tag sowie der Durchfahrt von bis zu 65 Personenzügen täglich. Das ist enorm! Die Herausforderungen dieser Strecke sind vielfältig. Man kann von der Verbesserung der Transportverbindungen mit verkürzten Reisezeiten für Passagiere zwischen Deutschland, der Schweiz, Italien und anderen europäischen Regionen sprechen. Aus umwelttechnischer Sicht trägt die Verlagerung eines Teils des Güterverkehrs von der Strasse auf die Schiene zur Reduzierung von CO2-Emissionen und zur Entlastung von Strassen, Unfallrisiken usw. bei. Um auf diese Vielzahl von Herausforderungen zu reagieren und die Sollkapazitäten im Bahnverkehr auf der Gotthardachse wieder bereit zu stellen, wurde die Task Force GBT initialisiert.

Wie ist der aktuelle Stand des Projekts und welche Meilensteine gibt es? Der Vorfall hat die Kapazität des Gotthard Basistunnels erheblich reduziert, indem alle Züge aktuell ausschliesslich durch die Ost-Röhre fahren müssen. Seit dem 23. August 2023 fahren Güterzüge im intakten Teil des Tunnels – der Oströhre – und seit dem 29. September 2023 fahren an Wochenenden einige Personenzüge. Derzeit arbeiten wir an der Planung für das Angebot ab dem Fahrplanwechsels vom 10. Dezember 2023, um die Kapazitäten für Personenzüge an Wochenenden weiter zu erhöhen und die Kapazitäten für den Güterverkehr zu sichern. Dieses neue Betriebskonzept soll bis Ostern 2024 gelten. Ab diesem Zeitpunkt werden weitere Anpassungen des Angebots je nach Fortschritt der zu diesem Zeitpunkt laufenden Arbeiten erfolgen.

Wie würden Sie die Zusammenarbeit mit WSP BG in diesem Projekt beschreiben? Aufgrund ihres umfangreichen Fachwissens im Bereich der Tunnel­sicherheit ist WSP BG eine wertvolle Unterstützung für die Task Force GBT, insbesondere wenn es darum geht, verschiedene entscheidende Aspekte wie die Erstellung und Validierung neuer Betriebskonzepte der SBB zu erarbeiten. Die Zusammenarbeit mit WSP BG ist von der Erfahrung und Professionalität ihrer Spezialisten geprägt, die nahtlos in unsere Arbeitsorganisation und in unsere SBB-Teams integriert sind. Gemeinsam tragen sie dazu bei, die besten Lösungen für die Wiederinbetriebnahme des Gotthard Basistunnels zu finden und umzusetzen. Darüber hinaus bietet der Beitrag von WSP BG eine ergänzende externe Perspektive. Wir schätzen besonders das konstruktive Feedback ihrer Spezialisten, das einen bedeutenden Beitrag zum Fortschritt des Projekts leistet.